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"Ich kann eine Lanze für den österreichischen Universitätsstandort brechen, im Speziellen für die Robotik”
09. September 2025Als weltweit agierendes Technologieunternehmen im Bereich Automatisierungstechnik beschäftigt Beckhoff Automation in 75 Ländern 5.300 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Seit 1997 ist Beckhoff in Österreich tätig und baut seine Standorte kontinuierlich aus, wie ganz aktuell in Vorarlberg.
Interview mit Armin Pehlivan, Geschäftsführer Beckhoff Automation GmbH
Mit ATRO hat Beckhoff AutomationBeckhoff Automation (wird in einer neuen Registerkarte geöffnet) am Standort in Wien einen neuen modularen Industrieroboter-Baukasten entwickelt und kürzlich der Öffentlichkeit präsentiert. Was kann ATRO und welche Vorteile bringt er für Ihre Kunden?
ATRO ist ein mechanisches Baukastensystem, wo ich unter anderem dann auch einen Roboter dazu bauen kann – ein großes mechanisches Lego für Ingenieure. Das heißt, ich kann die Module beliebig zusammenstecken. Das hat den Vorteil, dass der Kunde nicht wie aktuell einen Standardroboter kaufen muss und seine Applikation um diesen Standardroboter bauen muss, sondern er hat seine Applikation seine Aufgabe. Und er plant den Roboter speziell für diese Aufgabe und kann das mechanisch dann so anpassen, dass er auch optimal passt.
Seit 1997 ist Beckhoff bereits in Österreich tätig. Von Ihrer Firmenzentrale in Vorarlberg aus haben Sie mittlerweile weitere fünf Niederlassungen im ganzen Land aufgebaut. Wie sieht Ihre Geschäftstätigkeit in Österreich aus und was schätzt Beckhoff Automation hier?
Wir verkaufen unseren Kunden eine Steuerung und bilden sie bestmöglich darin aus. In jeder Niederlassung haben wir ein Schulungszentrum. Die Grundausbildung dauert in der Regel eine Woche, dann sind die Kunden über alle Thematiken von Bewegungen von Kinematiken, von Sicherheitstechnik, von Visualisierung, von Messtechnik informiert. Sie haben dann einen guten Überblick, erhalten danach aber weiterhin Unterstützung bis hin zur Programmierung, auch von den mehr als 100 Beckhoff Solution Partnern in ganz Österreich.
Beckhoff errichtet gerade einen neuen Standort am österreichischen Hauptsitz in Bürs und investiert 20 Millionen Euro. Wann wird der fertig und was planen Sie dort?
Wir errichten eine Zentrale für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Bürs. weil dort auch die ganze Auftragsbearbeitung und Administration erfolgt. Der Standort wird dann Platz für einige Dutzend Mitarbeiter bieten. Zusätzlich diversifizieren wir das Schulungsangebot. Es verlagert sich mehr in ganz spezifische Schulungen, die jetzt nicht über den Kunden gestreut werden, sondern spezifisch auf ein Thema geschult und dem haben wir jetzt hier auch Rechnung getragen, das heißt, das wird eines der modernsten Schulungszentren generell in der Beckhoff-Gemeinde sein. Zusätzlich bietet das neue Gebäude dann Platz für Großveranstaltungen, die wir auch haben. Im Dezember 2025 ziehen wir um und werden plangemäß ab 1.1.2026 im neuen Gebäude tätig sein. Die offizielle Eröffnung wird dann irgendwann im Frühjahr stattfinden.
In Wien haben Sie im Jahr 2022 ein Robotik-Kompetenzzentrum eröffnet, auch um Ihr Schulungsangebot auszubauen. In Ihren „Summer Schools“ schulen Sie nicht nur Kunden, sondern bilden auch Schüler:innen, Student:innen und Lehrlinge kostenlos in einer fünftägigen TwinCAT-Schulung zu SPS-Programmierern aus. Ist das einer der Wege, um Talente für Beckhoff zu gewinnen? Was tun sie noch, um an passendes Personal zu kommen und an Ihr Unternehmen zu binden?
Man muss als Unternehmen auch selbst aktiv werden, um an Nachwuchstalente zu kommen. Da unsere Schulungsräumlichkeiten in der Ferienzeit frei sind, bieten wir drei verschiedene Kurse an, die bei HTL-Schüler:innen, Fachhochschüler:innen und Student:innen an der Universität gut ankommen. In den letzten sechs Jahren nahmen im Schnitt über 100 Personen an diesen Kursen an allen unseren Standorten teil. Viele Studien und Diplom- oder Masterarbeiten sind auch daraus entstanden.
In einem InterviewInterview (wird in einer neuen Registerkarte geöffnet) im Jahr 2024 haben Sie gesagt, Wien sei ein „Supermarkt für spezialisierte Fachkräfte, gerade im Bereich Robotik“. Das ist erfreulich. Welche Gründe sehen Sie dafür und was halten Sie von der technischen (Aus)Bildung in Österreichs Schulen und Hochschulen?
Es gibt in Österreich zwei Ausbildungsrichtungen, was den Robotikbereich betrifft, welche führend sind. Das ist zum einen die FH in Wiener Neustadt und die TU Wien. Dort laufen aktuell zwei Projektarbeiten im Bereich Robotik und mit der FH realisieren wir viele Master- und Bachelorarbeiten. Diese Hochschulen haben gutes Lehrpersonal, es erfolgt gute wissenschaftliche Arbeit und die Studierenden sind bestens ausgebildet. Auch mit der Johannes-Kepler-Universität in Linz und seinem KI-Schwerpunkt planen wir eine Zusammenarbeit. Ich kann also eine Lanze für den österreichischen Universitätsstandort brechen, im Speziellen für die Robotik.
Wo haben Sie KI bereits im Einsatz, welche Disruptionen könnte KI im Bereich der Automatisierung noch leisten?
KI ist natürlich ein Riesenthema in der Robotik und generell in der Automatisierung, vor allem in der Umsetzung von Programmen sind die LLMs sehr hilfreich. Ganze Programme werden eigentlich von der KI schon vorprogrammiert und ich muss das eigentlich nur noch orchestrieren am Ende, damit das richtige Programm dann rauskommt. Zum anderen haben wir KI neben der Programmerstellung jetzt schon länger im Einsatz im Bereich Bildverarbeitung, das heißt dort erkennt die KI einfach Objekte und Fehler, also Ausschuss. Auch für die Erkennung von Qualitätsmerkmalen am Produkt wird die KI vermehrt eingesetzt und überall, wo man große Datenmengen zur Verfügung hat.
Wie steht es um die gesamte Automatisierungsbranche in Österreich, wie sehen Sie das wirtschaftliche Umfeld in Österreich?
Wir haben viele Mitbewerber in Österreich, die meisten sind seit den 80er- Jahren hier tätig. Der Umgang untereinander am Markt ist sehr fair.
Wie hat die ABA Beckhoff Automation bisher unterstützt, in Sachen Beratung zum Standort und Förderungen?
Die ABA hat uns in der Recherche zu bestimmten Branchen und in der Vernetzung zu Förderberatern, Clustern und Politik unterstützt - und zwar kostenfrei.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Rahmenbedingungen und Stärken des Wirtschaftsstandortes Österreich für Unternehmen aus dem Bereich Automatisierung? Was ist das Alleinstellungsmerkmal des Landes?
Die Fachkräfte respektive die Ausbildung im Ingenieurwesen finde ich in Österreich exzellent, also dort sind wir mit an der Spitze. Infolgedessen ist natürlich auch die Innovationskraft sehr hoch und Österreich schafft es auch, dass es einfach diese Fachkräfte im Land behält. Die Lebensqualität zeichnet einfach Österreich aus. Es ist ja auch kein Zufall, dass Wien mehrfach in die Top 3 der lebenswertesten Städte der Welt gewählt wurde.