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NXAI: Spitzenforscher entwickeln in Österreich Lösungen für Industrieunternehmen
12. November 2024Die Forschungen an alternativen KI-Modellen von Sepp Hochreiter und seinem Team an der JKU in Linz sind weltweit anerkannt. Mit ihrem 2024 gegründeten Unternehmen NXAI wollen sie Grundlagenforschung in Industrieunternehmen transformieren und daraus Produkte entwickeln. 100 Millionen Euro will NXAI bis Anfang 2025 dafür sammeln. Dank des hervorragenden Rufs der JKU und den AI-Studiengängen kommen viele Talente nach Österreich.
Um europäische KI-Spitzenforschung umfangreich zu fördern und innovative KI-Lösungen für den internationalen Markt zu entwickeln, gründeten KI-Pionier Sepp Hochreiter, Company Builder Netural X sowie die PIERER Digital Holding Anfang 2024 das Unternehmen NXAI GmbH.
Sepp Hochreiter legte den Grundstein bereits 1991 und erfand die LSTM (Long Short Term Memory)-Technologie. Damit ebnete er den Weg zur heutigen Form der Künstlichen Intelligenz. Die Technologie war bis 2017 die führende Methode in der Sprachverarbeitung und der Textanalyse und wurde bis heute milliardenfach in Smartphones eingesetzt. 2023 gelang dem KI-Experten mit xLSTM ein weiterer Durchbruch.
Erster Fokus von NXAI ist die Weiterentwicklung der neuen europäischen Large Language Model Technologie xLSTM. Dabei ist sowohl die gesamte Technologie als auch der xLSTM-Algorithmus eine vollständig europäische Entwicklung. Zwischen der Johannes Kepler Universität Linz und NXAI wurde eine Forschungskooperation vereinbart, um bisherigen Erkenntnissen rund um xLSTM zur Marktreife zu verhelfen.
Fragen an NXAI Founder & Chair Albert Ortig:
NXAI ist Anfang 2024 angetreten, um eine Alternative zu KI-Modellen zu liefern, die hinter ChatGPT & Co. stehen. Wie soll das möglich werden, wie kann ein neu gegründetes Unternehmen aus Linz mit Open AI oder Google mithalten?
Wir fokussieren uns auf eine Nische, die viele große AI Player nicht bedienen wollen oder können: die Industrie. Denn moderne Industrieprozesse sind vielschichtig, manchmal schwierig, wir sprechen von gewachsenen Strukturen und genau da wird es für uns interessant. Die Industrie verändert sich und braucht Industrial Grade AI. Wir wollen mit unserer schnellen und effizienten xLSTM-Architektur und unseren Arbeiten zu AI4Simulation Produktionsprozesse beschleunigen, Produkte optimieren und die Entstehung von Waren effizienter gestalten. Die Industrie ist auf der Suche nach Entwicklungen an der Edge, in der Maschine, im Roboter, am Band, auf der Drohne, im Zug oder im Auto und will gleichzeitig die Engineering-Zeit und die Kosten reduzieren. In beiden Fällen helfen unsere Entwicklungen.
Welche Rolle für künftige Erfolge von NXAI spielt die jahrelange Forschung von Sepp Hochreiter und seinem Team an der JKU?
Die Forschungen der Teams von Sepp Hochreiter und Johannes Brandstetter sind Grundlage für den zukünftigen Erfolg von NXAI. Wir transferieren Grundlagenforschung in ein Unternehmen und entwickeln daraus Produkte.
Wie ist es aus Ihrer Sicht ganz generell um die universitäre und außeruniversitäre KI-Forschung in Österreich bestellt?
Ich würde den Horizont weiten. In Europa findet exzellente Forschung in Tübingen, Helsinki, Amsterdam, Zürich oder Linz statt. Uns gelingt es aber nicht immer ausreichend, diese Exzellenz in Produkte zu überführen, mit dieser Exzellenz neue Märkte für Europa zu erschließen. Unternehmen zaudern, schrecken vor Investitionen zurück. Wir staunen, wenn SpaceX Raketen landen lassen kann und müssen uns fragen: Welche Innovation kommt aus Europa? Der letzte große gesamteuropäische Erfolg war Airbus und das war vor mehr als 30 Jahren. Wir forschen viel und gut - auch in der Breite über die vielen Fachhochschulen. Ich sehe in Industrial AI eine Chance für Europa. Aber davon sprechen wir jetzt auch schon seit einigen Jahren und es klingt wie das berühmte Pfeifen im Wald. Wir müssen jetzt endlich anfangen.
Welche Vorteile bietet der Standort Österreich speziell für AI-Unternehmen, auch hinsichtlich Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen?
Wir haben viele sehr gute Forscherinnen und Forscher in Österreich - Hochreiter und Brandstetter stechen sicher heraus, weil sie international zur Weltspitze in ihren Domänen zählen. Wir sind sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit mit der JKU Linz. Aber wir müssen immer international denken. In unserem Team arbeiten Forscherinnen und Forscher aus vielen Ländern Europas. AI Talente sind weiter rar. Wir müssen sie ausbilden, ihnen aber auch eine Chance geben, dass sie in Europa bleiben. NXAI ist nur ein Unternehmen. Wir brauchen viele NXAIs in Österreich und Europa.
Sie haben zuletzt vermeldet, drei renommierte Forscher für NXAI gefunden zu haben. Wie gelingt es Ihnen, weltweit gesuchte Expert:innen für den Standort Linz zu gewinnen?
Die besten Forscherinnen und Forscher locken die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Das ist ganz einfach.
Häufig fehlt es in Österreich und Europa an ausreichend Risikokapital, um Innovationen zur Marktreife zu bringen. Sie wollen in einer Finanzierungsrunde bis Anfang 2025 rund 100 Mio. Euro aufgestellt werden. Was macht Sie so zuversichtlich, dass NXAI diese beträchtliche Summe erhält?
Weil wir Antworten auf ungelöste Fragen liefern, die Industrieunternehmen einen massiven Wettbewerbsvorteil versprechen. Es bleibt aber eine große Herausforderung und wir wünschen uns hier mehr Risiko-Investmentfokus auf Spitzenforschung und deren Transformation in die Wirtschaft.
Wo soll das KI-Modell von NXAI künftig Anwendung finden und wann kann es realistischerweise soweit sein?
Im Bereich AI4Simulation arbeiten wir schon mit Industriekunden an Lösungen. In wenigen Wochen veröffentlichen wir das 7B xLSTM-Modell und wir sehen schon heute Anwendungen in der Automobilindustrie, in der Robotik oder der Medizintechnik. Wir verfolgen mit xLSTM auch eine Open Source Strategie und viele Forschende, Unternehmen werden xLSTM in den nächsten Monaten ausprobieren und Produkte damit entwickeln.