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Übernahme von TU Wien Spinoff Cubicure durch Align Technology bestätigt Österreichs Forschungsgeist und Attraktivität des High-Tech-Standorts
11. April 2024Cubicure ist ein wahrer Pionier in der Entwicklung fortschrittlicher 3D-Drucksysteme, mit der auch medizintechnische Produkte gefertigt werden. Die Gründer Robert Gmeiner und Jürgen Stampfl erläutern, wie aus einer Forschungsidee an der TU Wien das erfolgreiche Spin-Off Cubicure entstand und warum Österreich der perfekte Standort für ihre Gründung war. Ebenso berichten Gmeiner und Stampfl, welche Vorteile sie sich durch die Anfang 2024 erfolgte Übernahme durch Align Technology erwarten. Der US-Konzern ist aktuell größter globaler Nutzer von industrieller 3D-Druck Technologie.
Fragen an Robert Gmeiner, Managing Director & CTO und Jürgen Stampfl, Co-Founder
Sie beide haben an der TU Wien geforscht. Wie kam es im März 2015 zum Spin-Off und Gründung von Cubicure?
Die Erfolge, die wir mit unserer ersten Gründung Lithoz GmbH hatten, waren Motivation dafür, auch im Polymerbereich neue Ansätze für 3D-Druck. Anwendungen zu verfolgen. An der TU Wien wurde über mehrere Jahre geistiges Eigentum im Bereich der Hot Lithography entwickelt. Eine Firmengründung war eine Möglichkeit, das entstandene geistige Eigentum (Patente, Know-How, ..) über Lizenzvergabe an Cubicure langfristig kommerziell nutzbar zu machen.
Wie würden Sie die Geschäftstätigkeit von Cubicure beschreiben?
Cubicure bietet industrielle 3D-Druckmaschinen sowie Materialien für diese 3D-Drucker an. Die Materialien (Polymere) sind für Anwendungen in der Medizintechnik, Elektronik und im Maschinenbau optimiert.
Was ist besonders an Ihren 3D-Drucksystemen, an der patentierten “Hot Lithography Technologie“ und wo ist sie im Einsatz?
Hot Lithography ermöglicht es, hochviskose Photopolymere bei erhöhten Temperaturen zu verarbeiten. Dadurch ist es möglich, im Vergleich zum Stand der Technik, Materialien mit deutlich verbesserten strukturellen Eigenschaften (Festigkeit, Bruchzähigkeit) als auch verbesserter Funktionalität (Biokompatibilität, optische Eigenschaften, ..) im lichthärtenden 3D-Druck einzusetzen und dadurch industriell nutzbare Bauteile herzustellen.
Wie würden Sie die 3D-Druck-Branche in Österreich beschreiben, welche Entwicklungen gab es in den letzten fünf Jahren, wohin geht die Reise?
Die ersten Anwendungen im 3D-Druck war die Herstellung von Prototypen für Kleinserien und Produktentwicklung. Dieser Markt wird aktuell sehr gut von Dienstleistern abgedeckt und wächst nur mehr langsam. Zukünftiges Wachstum wird also vor allem aus industriellen Anwendungen kommen, wo größere Stückzahlen bzw. personalisierte Produkte erforderlich sind. Im Kunststoffbereich, in welchem Cubicure tätig ist, sind als Wachstumsmärkte vor allem die biomedizinische Technik (dentale Restaurationen, Orthodontie, patientenspezifische Implantate, gedruckte Organe und Organoide, Mikrofluidik,) sowie wie die Elektronikindustrie (miniaturisierte Bauteile, Steckverbinder, elektronische Verbindungstechnik, …) zu nennen. Im Bereich der metallischen Werkstoffe wird die Luft- und Raumfahrt sowie die Verteidigungsindustrie immer wichtiger.
Wie blicken Sie auf die Übernahme durch Align Technology zurück?
Die Übernahme ist eine große Erfolgsgeschichte und zeigt, dass österreichische Universitäten Technologien entwickeln, die international wahrgenommen und beachtet werden. Sie ist weiters ein sehr schönes Beispiel für erfolgreiches österreichisches Unternehmertum, speziell im Deep-Tech Bereich: Cubicure gelang es, innerhalb weniger Jahre das zugrunde liegende Technologiekonzept zu kommerzialisieren, Kerntechnologien weiterzuentwickeln und auch personelle Expertise in Österreich aufzubauen. Cubicure-Produkte wurden vor allem in Europa und USA erfolgreich vermarktet, wodurch das Unternehmen vorwiegend aus eigener Kraft und in wirtschaftlich erfolgreichem Rahmen wachsen konnte. Die nun erfolgende Integration von Cubicure in den Align-Konzern, dem aktuell größten globalen Nutzer von industrieller 3D-Druck Technologie, wird sehr hilfreich sein, die Hot Lithography Technologie global auszurollen und weiter zu skalieren.
Welche Unterstützung haben Sie erfahren, wie konnte die ABA Sie supporten?
Die Unterstützung der ABA spielt vor allem bei der weiteren Attraktivierung des Standorts Österreich eine große Rolle: als F&E-Standort, aber auch als Standort für die Produktion von High-Tech-Maschinen und -Materialien hat Österreich einiges zu bieten. Das Team der ABA unterstützt uns dabei, diese und weitere Vorteile für unsere US-amerikanischen Investoren sicht- und messbar zu machen.
Was sind Ihrer Meinung nach die Top 3 der Vorteile, die Österreich gegenüber anderen Standorten zu bieten hat – insbesondere im 3D-Druck?
In Österreich hat sich in den letzten Jahren ein professionelles Umfeld für 3D-Druck Startups etabliert, vor allem im Umfeld der Ausgründungen der TU Wien. Zahlreiche ausländische Investitionen in diesem Bereich belegen, dass der Standort international als Trendsetter wahrgenommen wird. Darüber hinaus steht in Österreich grundsätzlich das technische und wirtschaftliche Knowhow zur Verfügung, solche aufkeimenden neuen Technologien zu industrialisieren. Durch einen Zusammenschluss mit internationalen Partnern mit skalierenden Business Modellen und dem nötigen Kapitalzugang, kann Hightech Made in Austria schlussendlich auch den Sprung an die Weltspitze schaffen.