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Wie AITHYRA KI und Life Sciences in Wien verbindet

10. August 2025

AITHYRA ist ein neues, international ausgerichtetes Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Vienna BioCenter. Es bringt Expert:innen aus künstlicher Intelligenz (KI) und biomedizinischer Forschung zusammen. Georg Winter, Life Science Director bei AITHYRA, über Meilensteine des Instituts, dessen Zukunft und den Standort Österreich.

Herr Winter, Sie sind seit April 2025 wissenschaftlicher Direktor für den Bereich der Lebenswissenschaften bei AITHYRA. Welche Aufgaben übernehmen Sie in dieser Rolle? Was sind Ihre wichtigsten Ziele? 

Georg Winter: Ich teile mir die wissenschaftliche Leitung mit Michael Bronstein, der den Bereich KI und maschinelles Lernen verantwortet. Ergänzt werden wir durch Managing Director Anita Ender. Neben Life Sciences Director bin ich Senior Group Leader einer Forschungsgruppe, die aktuell im Research Center for Molecular Medicine (CeMM) der ÖAW beheimatet ist und ab September bei AITHYRA angesiedelt sein wird. 

Das Institut hat eine klare Wissenschaftsstrategie für die nächsten fünf bis zehn Jahre: Wir möchten KI und Biomedizin konsequent interdisziplinär verknüpfen – nicht mehr sequenziell, sondern vollständig integriert arbeiten. Computer- und Lebenswissenschaftler:innen sollen gemeinsam experimentelle Pipelines entwickeln, die von Beginn an KI-kompatibel sind. So lassen sich Muster in den Daten erkennen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Daraus können nicht nur Resultate, sondern auch frische Hypothesen entstehen. 

Welche Meilensteine waren bisher die bedeutendsten für AITHYRA und welche Schwerpunkte setzen Sie künftig? 

Georg Winter: Im Februar 2025 hat AITHYRA die ersten Labor- und Büroräume in der Marxbox im Vienna BioCenter bezogen. Ein weiterer Meilenstein war das erste internationale Hearing für Gruppenleiter:innen mit über 260 Bewerbungen. Die ersten von ihnen werden mit Ende 2025 oder Beginn des kommenden Jahres ihre Forschungsgruppen aufbauen. Es soll künftig zwischen 13 und 15 Gruppen und insgesamt etwa 300 Mitarbeiter:innen geben. Bis 2029 soll ein Forschungsgebäude durch die Wirtschaftsagentur Wien mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wien entstehen. 

Wir haben vier Krankheitsfelder definiert, auf die wir uns hauptsächlich fokussieren: Krebs, immunologieassoziierte sowie neurologische Erkrankungen und Infektionskrankheiten. In den ersten fünf Jahren liegt unser Schwerpunkt auf der biologischen Komplexitätsebene von Molekülen, Zellen, Gewebe und Organen. Außerdem interessiert uns die Idee einer Ingenieursbiologie („engineerable biology“). Wir glauben, dass sich biologische Schaltkreise mithilfe von KI systematisch umprogrammieren lassen, um Biologie besser zu verstehen und neue Ansatzpunkte für Therapien zu finden. 

Welche Rolle spielt der Standort Österreich beim Aufbau des Instituts?  

Österreich hat viele Vorteile: eine hohe Lebensqualität und eine starke internationale Anziehungskraft – insbesondere für Forscher:innen aus den USA aufgrund der aktuellen Entwicklungen. Zudem haben wir große politische Unterstützung. Es gibt ein klares Bewusstsein für KI und Life Sciences als strategisches Stärkefeld – und unser Institut kann in diesem Kontext eine zentrale Rolle einnehmen.

Georg Winter Life Science Director am AITHYRA-Institut
Georg Winter, Life Science Direktor des AITHYRA-Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
© ÖAW/Daniel Hinterramskogler
Georg Winter, Life Science Direktor des AITHYRA-Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
© ÖAW/Daniel Hinterramskogler

Hinzu kommt die wissenschaftliche Dichte vor Ort: Mit dem CeMM, Institute of Molecular Biotechnology (IMBA), Institute of Science and Technology (ISTA), Research Institute of Molecular Pathology (IMP) und mehreren Universitäten gibt es ein hervorragendes Netzwerk. Wir haben diese Partner auch in unser internationales Gruppenleiter:innen-Hearing eingebunden, um zu zeigen, dass AITHYRA Teil eines größeren, dynamischen Forschungssystems ist.

AITHYRA wird mit 150 Millionen Euro durch die Boehringer Ingelheim Stiftung (BIS) gefördert, der größten privaten Forschungsförderung, die es je in Österreich gab. Wie kam es dazu? 

Georg Winter: Die Stiftung hatte die Vision eines neuen Instituts mit einem Fokus auf der Schnittstelle zwischen KI und den Lebenswissenschaften. Um diese Vision umzusetzen hat die Stiftung 150 Millionen Euro in einem internationalen Verfahren an die ÖAW vergeben, und AITHYRA ist eine GmbH der Akademie. Die Stiftung unterstützt uns sehr engagiert, ist aber nicht operativ eingebunden. 

Gibt es vergleichbare Institute in Europa und worin liegen die Unterschiede? 

Georg Winter: Wir wollen langfristig europäisch und global sichtbar sein. In Europa ist AITHYRA wohl das erste Institut mit dieser thematischen Fokussierung. Andere Einrichtungen wie das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) oder das Sanger Institut in Cambridge arbeiten auch in dem Feld, setzen aber nicht allein auf die Schnittstelle zwischen Life Sciences und KI. National arbeiten wir eng mit CeMM, ISTA, IMBA und Universitäten wie der Universität Wien, der Medizinischen Universität Wien und der TU Wien zusammen. International gibt es bereits weitreichende Gespräche, etwa mit dem Max-Planck-Institut in Dresden. Wir bevorzugen es, Kooperationen bottom-up aufzubauen – aus wissenschaftlichem Bedarf heraus.  

Ist AITHYRA offen für Kooperationen mit Unternehmen? 

Georg Winter: Entrepreneurship ist wichtig. Wir wollen aktiv Spin-Outs ermöglichen. Das ist für den Standort und für Forscher:innen, die alternative Karrierewege suchen, bedeutend. Ich habe bereits Unternehmen mitgegründet. Michael Bronstein bringt ebenfalls umfassende Erfahrung mit. Wir werden keine klassische Auftragsforschung anbieten. Aber wenn es wissenschaftlich sinnvolle Überschneidungen mit der Industrie gibt, sind wir offen für Zusammenarbeit. Das gilt insbesondere für Bereiche, in denen die Industrie technologische Vorteile hat – etwa bei Rechenleistung und Infrastruktur.  

Was erwartet Teilnehmende beim AI for Life Science Symposium von AITHYRAAI for Life Science Symposium von AITHYRA (wird in einer neuen Registerkarte geöffnet) im September in Wien? 

Georg Winter: Ziel ist es, die besten Köpfe aus den Bereichen KI und Lebenswissenschaften nach Wien zu bringen. Frances Arnold, Nobelpreisträgerin für Chemie 2018, ist Keynote-Speakerin. Weitere Vortragende kommen aus Non-Profit-Organisationen, dem Venture-Capital-Bereich und der Forschung. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der die lokale Community mit internationalen Gästen in Austausch tritt. Geplant sind auch Poster Sessions für Nachwuchswissenschaftler:innen, wie es bei wissenschaftlichen Konferenzen üblich ist. Die Zielgruppe sind primär Forscher:innen. Es war uns wichtig, ein internationales Signal zu setzen und Wien ist dafür ein hervorragender Ort. 

Über Georg Winter 

Georg Winter ist Life Science Director am AITHYRA-Institut der ÖAW. Der Mediziner und Biochemiker gilt als Pionier des gezielten Proteinabbaus. Nach seinem Doktoratsstudium in Wien forschte er an der Harvard Medical School und leitet seit 2016 eine Forschungsgruppe am CeMM. Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt er unter anderem zwei ERC Grants, den Eppendorf Award for Young European Investigators und den Elisabeth Lutz-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 

In diesem Video erhalten Sie weitere Einblicke zum Institut: AITHYRA is born! Meet Founding Director Michael Bronstein (auf Englisch)AITHYRA is born! Meet Founding Director Michael Bronstein (auf Englisch) (wird in einer neuen Registerkarte geöffnet) 

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