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Durst – Warum (die Tiroler) „Sturheit“ ein wesentlicher Standortvorteil sein kann

Die funktionierende Sozialpartnerschaft in Österreich als ausgleichende Kraft und die gute Zusammenarbeit mit den ÖKB Export Services sind für Christoph Gamper, CEO der Durst Group, neben guter Planbarkeit und tragbarer Unternehmensbelastung ein Alleinstellungsmerkmal des Standorts Österreichs. Gerade im Maschinenbau, in Innovation und im Tüftlertum sieht Christoph Gamper auch die „Tiroler Sturheit“ als wichtige und geschätzte Qualität, die vor allem in Ost- und Südtirol zu finden sei.

 

 

Grundsätzlich ist die erwähnte Mentalitätsnähe ein Faktor, wir forschen und entwickeln viel, wir brauchen Tüftler, wir brauchen Sturheit. Die geografische Nähe war ein weiterer Faktor. Österreich spielt für uns eine Schlüsselrolle

Christoph Gamper CEO Durst Group

Interview mit Christoph Gamper, CEO Durst Group und Harald Oberrauch, Präsident Durst Group 
Die Durst Austria in Lienz ist eine starke, äußerst erfolgreiche Präsenz der Durst Gruppe, die dem Standort Österreich alle Ehre macht. Wie wichtig ist Lienz für Durst?

CG: Sehr wichtig! Als integrierter Dienstleister für digitale Druckanlagen bieten wir in Lienz etwas mehr an als puren Maschinenbau. In Lienz ist in den letzten acht Jahren auch unser Hauptentwicklungszentrum für einen der wichtigsten Bereiche, der Softwareentwicklung, entstanden, also alles was rund um die Maschine passiert.  

Wo sehen Sie die Stärken des Standortes Österreich für ein Unternehmen Ihres Zuschnitts und welche Rahmenbedingungen am Standort Österreich sind für den Erfolg von Durst besonders wichtig?

CG: Da ist einerseits das gute Ausbildungsniveau der Leute sowie ihre große Motivation und ihre Einstellung. Was für uns außergewöhnlich ist, ist auch das Ansehen des Unternehmens in der Bevölkerung. Wir werden als Gesamtmotor verstanden und nicht als Belästigung. Das ist für uns wahnsinnig wichtig und auch ein Grund, warum wir Lienz als sehr starken Standort sehen. Vorteilhaft ist auch die Verwandtschaft und Nähe zu ähnlich gepolten Unternehmen und die damit verbundenen Möglichkeiten für einen entsprechenden Austausch, also ein insgesamt fruchtbares Umfeld.

Gibt es in Ihren Augen ein Alleinstellungsmerkmal (USP), einen Vorteil für Ihr

Unternehmen, der nur hier (in Österreich) zu finden ist?

CG: Also in der Zusammenarbeit der Sozialpartner in Österreich würde ich fast einen USP sehen, das ist in Österreich eine sehr ausgewogene Mischung und das funktioniert wirklich sehr sehr gut. Auch die Belastung für Unternehmen ist in Österreich tragbar.

HO: Darüber hinaus haben wir immer hervorragend mit den ÖKB Exportservices in Österreich zusammengearbeitet, was für uns sehr wichtig ist. Zusammen genommen kann man sagen, diese beiden Merkmale stellen für uns durchaus einen USP dar. Und – abgesehen von Corona und Ukrainekrieg – ist auch die Planbarkeit in Österreich sehr gut, was für ein Unternehmen natürlich enorm wichtig ist. (Was allerdings weniger vorteilhaft ist am Standort Lienz ist natürlich die schwere Erreichbarkeit, daher gibt es auch nicht so umfangreiche Kooperationen mit Unis, weil leider die Entfernung oft zu groß ist). 

Österreich kann mit einer hohen Forschungsquote, Förderungen und Anreizen wie der Forschungsprämie sowie einer hervorragenden Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft international punkten. Inwieweit konnte und kann Durst Austria, mit dem in Österreich angesiedelten Forschungszentrum für die Inkjet-Technologie, von diesen Eigenschaften profitieren?

CG: Wir betreiben als Unternehmen natürlich auch Forschung und Entwicklung und haben eine Forschungsquote von durchschnittlich 7-12% vom Nettoumsatz, je nach Gebiet und Jahr. Aufgrund des Umbaus der Gruppe betreiben wir zurzeit in Österreich etwas weniger F&E, das kann sich aber jederzeit wieder ändern. Die Zusammenarbeit mit der FFG (Forschungsförderungsgesellschaft) hat für uns immer sehr perfekt funktioniert. Wir haben auch die Forschungsprämie einige Jahre in Anspruch genommen. Überhaupt haben wir die letzten Jahre sehr viele Angebote in Anspruch genommen, und das hat sehr unbürokratisch funktioniert und hat uns auch geholfen Innovationen zu entwickeln. Wir sind von 24 Mitarbeiter:innen auf 250 gewachsen, ohne Hilfe wäre das nicht möglich gewesen.

An Ihrem Standort im Osttiroler Lienz befindet sich auch die Fertigung für den Flachbett- und Verpackungsdruck der Durst Group. Wie bewerten Sie die Qualität und Motivation der österreichischen Mitarbeiter:innen im internationalen Vergleich und wie wichtig sind diese Eigenschaften für den Erfolg Ihres Unternehmens?

CG: Wir messen unsere Mitarbeiter:innenzufriedenheit jedes Jahr und haben 95% Zustimmung zur Aussage „das ist ein ausgezeichnetes Unternehmen“. In Lienz bleiben die Mitarbeiter:innen sehr lange bei uns und es gibt wirklich wenige, die uns verlassen. Und ich würde sehr gerne auch noch die positive „Tiroler Sturheit“ als Vorteil hervorheben: In den Bergen gibt es ja nicht alles überall, nicht alles ist so direkt verfügbar wie anderswo, und da muss man auch ein bisschen sturer sein als anderswo, um ans Ziel zu gelangen. Gerade im Maschinenbau, in Innovation und im Tüftlertum ist das eine wahnsinnig wichtige Qualität, die wir sehr schätzen, und die finden wir vor allem in Ost- und Südtirol. Im internationalen Vergleich ist das für uns sehr wichtig und auch ein Schlüssel zu unserem Erfolg. Die Tiroler sind Spitzenklasse im High End Digitalbereich.

Warum hat sich Durst ursprünglich bei seinem Internationalisierungsschritt für Österreich entschieden und warum sind Sie dem Standort (so lange) treu geblieben?

CG: Grundsätzlich ist die erwähnte Mentalitätsnähe ein Faktor, wir forschen und entwickeln viel, wir brauchen Tüftler, wir brauchen Sturheit. Die geografische Nähe war ein weiterer Faktor. Österreich spielt für uns eine Schlüsselrolle: Strategie kann ja schnell von der Kultur geschluckt werden, und das ist bei Lienz sicher nicht der Fall. Auch schwere Zeiten steht man dann gemeinsam leichter durch, als wenn man eine Niederlassung z.B. in Shanghai hat, wo man seit zwei Jahren nicht mehr hinkommt. Das ist für uns der große Standortvorteil, deshalb sind wir auch geografisch in der Nähe geblieben.

Gab es besonders prägende, einschneidende Ereignisse, Wendepunkte oder persönliche Erlebnisse in der Unternehmensgeschichte am Standort Österreich, die besonders in Erinnerung bleiben?

CG: Für mich war eine persönliche Geschichte ziemlich prägend: Vor etwas mehr als zehn Jahren: Ich war als designierter CEO ganz frisch im Unternehmen und ging zur ersten Weihnachtsfeier nach Österreich – da kam ein Mitarbeiter auf mich zu. Ich kam gerade von 15 Jahren auf der ganzen Welt aus den USA frisch angereist. Da sagte der Mitarbeiter: „Du, bist du der neue Chef? Da müssen wir zuerst einmal einen trinken.“ Und das war der Beginn vom Sie-Unternehmen zum Du-Unternehmen. Und für mich war dieser Einstieg sehr sympathisch und positiv als Willkommen als neuer CEO der Durst Gruppe.

HO: Wir sind stets auf Augenhöhe mit unseren Mitarbeiter:innen, und das ist gut so, die Mitarbeiter:innen forcieren das auch selber. Kritik und Verbesserungsvorschläge sind willkommen und können damit auch transparent besprochen und kommuniziert werden. Wir haben so etwas wie eine gute Streitkultur im positiven Sinne.

 

Wie hat sich der Standort Österreich aus Ihrer Sicht über die Jahre/Jahrzehnte verändert? Was ist besser geworden, was war früher besser als heute?

CG: Aus meiner Sicht und Erfahrung hat sich der Standort gut entwickelt, die Bürokratie ist besser geworden, wir haben direkten Zugang zu Behörden, alles ist unkomplizierter geworden, vor allem durch die Digitalisierung und auch durch unseren sehr starken Unternehmerverband. Es ist also nach meinem Gefühl insgesamt besser geworden.

HO: Die Unternehmerverbände machen sehr viel für uns und sind heute noch fokussierter auf die Unternehmen als früher. Sie informieren und leisten Beistand und sind sehr wichtig für uns.

Könnten Sie uns bitte kurz die wichtigsten Meilensteine der Aktivitäten von Durst in Österreich auflisten?

CG: Es gäbe ja eine lange Liste an Meilensteinen… aber wichtig ist vor allem: Lienz hat sich im Bereich Plattendruck etabliert und dort einzigartige Lösungen im digitalen Verpackungsbereich geschaffen. Ein wirklicher Meilenstein war das Joint Venture mit König &Bauer, einem der größten Druckmaschinenhersteller der Welt. Es ist eine 50:50- Partnerschaft im Digitalbereich, um dort Lösungen im Bereich Wellpappe, d. h. Außenverpackung anzubieten. Das hat eine ganze Branche neu definiert. Wir machen das digital, mit Wassertechnologien, ökologisch sinnvoll, nachhaltig und on Demand. Dieses Joint Venture und die Gründung der Software Company PPD (PrePress Digital) am Standort Lienz waren die wichtigsten Meilensteine, beide sind in den letzten acht Jahren entstanden. Alles andere, was wir vorher gemacht haben, hat dazu geführt.

Was plant Durst in Österreich als nächste Schritte? Können Sie uns hierzu bereits etwas sagen?

CG: Wir wollen das Zentrum für den digitalen Verpackungsdruck und die Software-Company am Standort Lienz erweitern, beide wachsen ja, es wächst ja zum Glück nach Covid wieder alles. Und wir haben in Kufstein das Zentrum für digitalen Textildruck, das werden wir uns auch genauer anschauen.

Wir wollen die gesamte Gruppe bis 2025/2026 noch einmal verdoppeln, das ist uns ja auch in den letzten acht Jahren gelungen. Und da spielt Österreich in unserem strategischen Denken eine große Rolle.

Wir scouten auch ständig nach Akquisitionen. Beim Verpackungsdruck, einem der größten Wachstumsfelder für digitale Nachhaltigkeit, wollen wir die Nummer zwei weltweit werden und das bedeutet auch für den Standort Lienz einiges an Wachstum.

HO: Grundsätzlich wollen wir einfach mit der bestehenden Strategie wachsen, noch besser werden und uns ausbauen. Wir wollen den Standort stärken, denn wir glauben an den Standort und er wird auch Manpower- und Womanpower-mäßig vergrößert werden.

 

Haben Sie Wünsche an den Standort Österreich oder die Austrian Business Agency?

CG: An den Standort ja. Etwas mehr direkte Unterstützung und Pragmatismus in Sachen Energiepolitik würden wir uns wünschen – eine Existenzfrage für ein Unternehmen. Uns scheint, das wird in Österreich in der letzten Zeit nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit behandelt. Es kommt wenig Konkretes. Das könnte auch dazu führen, dass wir die Präsenz am Standort reduzieren. (Italien ist da einige Schritte voraus, da gibt es in Südtirol die Communità Energetica, man kann ein konsolidiertes Energiesystem für den Standort ausbauen.) Wenn die Stromkosten plötzlich um 800% höher sind, ist das nicht kalkulierbar und ein Standortnachteil. Da sehe ich Handlungsbedarf in der Politik. Wenn ich die Rahmenbedingungen für ein Unternehmen derart drastisch ändere – und nicht nachvollziehbar - Wasserkraft wird ja zu 90% in Tirol produziert – dann muss sich der Standort etwas überlegen. Das geht aufs Netto.

Wie hat die Austrian Business Agency Durst bei der Niederlassung in Österreich und darüber hinaus unterstützt?

HO: Federführend bei der Ansiedlung – und in Memoriam möchte ich wirklich Maurizio Bossi-Fedrigotti erwähnen. Er hat uns mit großem Engagement, mit Motivation und mit hoher Professionalität unterstützt. Chapeau! Wenn man solche Leute als Mitarbeiter:innen hat, dann hat man gewonnen, er hat das wirklich persönlich weitergetrieben.

Und noch eine abschließende Frage: Was schätzen Sie persönlich am meisten an Österreich?

CG: Ich schätze die Handschlagqualität mit Land und Leuten, die ist sehr schwer zu finden, und zwar nicht nur unter den Einzelnen, sondern wirklich auch zum Land. Auch Landschaft und Berge sind natürlich wunderschön.

HO: Ich denke das Gleiche. Ich möchte aber auch noch die Sturheit der Tiroler, die Genauigkeit, die Motivation die Sache zur Perfektion zu treiben, hinzufügen.

Durst Phototechnik AG

Als führender Hersteller von zukunftsweisenden digitalen Produktionstechnologien mit weltweit rund 1.000 Mitarbeiter:innen ist die Brixener Durst Group mit der Durst Austria GmbH in Lienz, Osttirol, seit rund 25 Jahren in Österreich erfolgreich aktiv. Der Osttiroler Standort der Durst Gruppe ist von ursprünglich 24 auf 250 Mitarbeiter:innen gewachsen und hat sich im Bereich Plattendruck mit einzigartigen Lösungen im digitalen Verpackungsbereich etabliert. Am Standort Lienz befinden sich das Forschungszentrum für die Inkjet-Technologie sowie die Fertigung für den Flachbett- und Verpackungsdruck.

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